Vom Schutzbau zum Welterbe

Die UNESCO ernennt besondere Orte weltweit zum Welterbe – wegen ihrer kulturellen Bedeutung oder einzigartigen Natur. In Deutschland gibt es über 50 Welterbestätten, darunter der Kölner Dom oder das Wattenmeer.

Sachsen-Anhalt hat im Verhältnis zur Fläche besonders viele davon, etwa das Bauhaus Dessau oder den Naumburger Dom. Jetzt soll auch das Pretziener Wehr bei Schönebeck dazugehören. Es ist ein technisches Meisterwerk aus dem 19. Jahrhundert und wurde deshalb auf die deutsche Vorschlagsliste für das UNESCO-Welterbe gesetzt.

Zwei UNESCO-Kriterien sprechen für die Auszeichnung als Welterbe:

Kriterium (ii): Technisches Wissen und Kultur vereint

Das Pretziener Wehr zeigt, wie Menschen im 19. Jahrhundert begannen, große Flüsse gezielt zu kontrollieren – mit durchdachter Technik, die auch in die Landschaft passte.

Damals bedrohten wiederkehrende Hochwasser viele Orte entlang der Elbe. Auch der Schiffsverkehr litt unter unregelmäßigen Wasserständen. Die preußischen Ingenieure entwickelten deshalb ein durchdachtes System: Deiche, ein Umflutkanal – und das Pretziener Wehr als zentrales Element. Es kann große Wassermengen kontrolliert in den Kanal leiten und so Städte wie Schönebeck und Magdeburg schützen.

Die Anlage war ihrer Zeit weit voraus und gilt bis heute als technisches Meisterwerk. Das System verbindet Hochwasserschutz, Landschaftsgestaltung und Schiffbarkeit – und das auf eine Art, die weltweit Vorbild wurde.

 

Kriterium (iv): Ein Meisterwerk der Technikgeschichte

Das Pretziener Wehr ist ein einzigartiges Beispiel für den technischen Fortschritt im Industriezeitalter. Es war das erste seiner Art, das so groß gebaut wurde und selbst bei Eisgang zuverlässig funktionierte. Seine beweglichen Teile konnten von Hand bedient werden – eine aufwendige, aber geniale Konstruktion.

Das Wehr war Vorbild für viele spätere Anlagen in Europa, etwa in Frankreich oder Österreich. Es wurde auf Ausstellungen gezeigt – sogar in Chicago auf der Weltausstellung 1893 – und bewundert. Heute ist es eines der letzten seiner Art, das noch vollständig erhalten und funktionstüchtig ist.

Das Pretziener Wehr erinnert uns an die Wirksamkeit nachhaltigen Bauens, es stiftet Identität, vermittelt historischen Innovationsgeist und schützt die Bevölkerung bis zum heutigen Tag zuverlässig in Krisenlagen – auch und gerade in Zeiten des Klimawandels

Rainer Robra, Staatsminister und Minister für Kultur Sachsen-Anhalt

Bewerbungsprozess

  • Sachsen-Anhalt wählt das Pretziener Wehr für die deutsche Vorschlagsliste zur UNESCO-Welterbeliste aus

  • Aufnahme auf die deutsche Tentativliste

  • 150. Bestandsjubiläum
    mit Festakt und Familienfest

    Gründung des Fördervereins Weltkulturerbe Salzlandkreis e.V.

  • Nächste Entscheidung erwartet

6 STAUNENSWERTE

Sachsen‑Anhalt ist bereits Heimat zahlreicher Welterbestätten – darunter fünf kulturelle, zwei Biosphärenreservate und wertvolle Dokumente.
Gemeinsam sind sie die 6 STAUNENSWERTE - UNESCO-Welterbe Sachsen-Anhalt:

  • Das Bauhaus und seine Stätten in Dessau
  • Das Gartenreich Dessau‑Wörlitz
  • Die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg
  • Der Naumburger Dom
  • Die Welterbestadt Quedlinburg (Stiftskirche, Schloss, Altstadt)
  • Die Himmelsscheibe von Nebra als Weltdokumentenerbe

Doch damit nicht genug: Mit dem Pretziener Wehr (und auch den Franckeschen Stiftungen zu Halle) treten jetzt weitere Kandidaten empor, die das Spektrum und die Strahlkraft dieser STAUNENSWERTE erweitern. Schon jetzt reiht sich das Pretziener Wehr als potenzieller, technischer Höhepunkt – als lebendige Ingenieursgeschichte – in diese exklusive Reihe ein.

KOMMEN SIE STAUNEN!
www.welterbe-sachsen-anhalt.de